Auf Hamburgs Amüsiermeile tanzen und flirten Einheimische wie Touristen – nun tun dies auch Gebäude. Das Hochhausprojekt des Hamburger Architekturbüros BRT markiert mit seiner „tanzenden“ Silhouette den Beginn der Reeperbahn.
Im September 2012 zogen die ersten Mieter ein. Im Quartier haben die letzten Jahre über umfangreiche Veränderungen stattgefunden. Bürogebäude wie die „Tanzenden Türme“ und Hotels entstehen. Ebenso gibt es Veränderungen in der Wohnlandschaft: Für das 13 Häuser umfassende Bauprojekt Bernhard-Nocht-Quartier wurden einige Altbauten abgerissen und auch Brachflächen bebaut. Entstanden ist hochpreisiger Wohnraum – für die ehemaligen Bewohner nicht mehr erschwinglich. Die Diskussionen sind heftig und emotional – St. Pauli verändert sich.
Mit welcher Architektur wird man in dieser Situation der legendären Adresse „Reeperbahn Nr. 1“ gerecht? St. Pauli steht für Lebendigkeit, Bewegung, Musik und Amüsement. Dies versucht das Hochhauspaar formal zu übersetzen. Architekt Hadi Teherani erklärt den formalen Ansatz so:
„Die beiden Türme stellen ein Paar beim Tangotanz dar.“
Die Türme mit 22 bzw. 24 Etagen knicken unterschiedlich ab und lassen so den dynamischen Eindruck entstehen. Auch inhaltlich wird dieser Anspruch gehalten: In der 23. Etage wird ein Restaurant einziehen und auch der legendäre Mojo-Club
Die Tanzfläche – also der Freiraum um die beiden Türme – spielt eine besondere Rolle. Er gibt nicht nur der Architektur Raum, sondern vermittelt auch zwischen den heterogenen städtebaulichen Räumen, die hier aufeinandertreffen – der Kiez, die Innenstadt, ein Hotel und eben die Bürotürme.
Dabei werden Funktion und Gestaltung kombiniert. Die Entwässerungsrinnen bilden ein Netz auf dem Boden, dessen Linien die Dynamik der Architektur aufgreifen und in den Stadtraum führen. So entsteht ein lebendiges Bild, das dem Standort und seiner Entwicklung Rechnung trägt.