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Architektur aktiviert: Rückblick ACO Architekten- und Planertag 2016

"Der Platz in den Städten ist verbaut. Jetzt müssen wir den Bestand optimieren." Mit diesen Worten eröffnete Jakob van Rijs (MVRDV) seinen Vortrag zum ACO Architekten- und Planertag am 22.09.2016 in Büdelsdorf. In der Folge erlebten gut 220 Architekten inspirierende Beispiele und Vorträge, wie dies gelingen kann - u.a. aus der Feder von MVRDV, Bolles + Wilson, Anna Lundqvist und Jürgen Mayer H.

Das moderne Leben ist geprägt von Gleichzeitigkeit: Wohnen und Arbeiten verschmelzen dank neuer Medien und modernen Homeoffice-Konzepten wieder. Freunde und Kollegen lassen sich kaum mehr trennen, selbst die Familie wird vielfältig - und die Freunde weltweit sind immer live dabei. Doch die Architektur folgt dem nur langsam. Immer noch wird lieber auf der grünen Wiese neu gebaut, statt über passende Konzepte in der Stadt nachzudenken. Dabei ist der Wunsch nach Urbanität ungebrochen: Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten, 2050 werden es zwei Drittel sein. Wie also kann modernes Wohnen, Arbeiten und ein vielfältiges Kulturangebot in der Stadt gestaltet werden? ACO lud namhafte Architekten ein, um über das Thema (Re-)Densification - also Nachverdichtung zu sprechen.

Jacob van Rijs von MVRDV eröffnete die Vortragsreihe. Für das holländische Büro ist das Thema Nachverdichtung eine Frage der Überlagerung von Nutzungen und Typologien. Denn es geht nicht einfach nur darum, dichter zu bauen, sondern eine gute Dichte zu erzeugen. Sie zeichnet sich u.a. durch gestalterische und funktionale Vielfalt sowie räumliche Flexibilität aus. Als ein Beispiel nannte van Rijs den Dachpark Vierhavenstrip auf einem Shopping Center in Rotterdam. Eine weitere Möglichkeit urbane Dichte zu erzeugen, ist die Umnutzung bestehender Bauwerke. Hier bieten vor allem alte innerstädtische Industrie- und Hafenanlagen ein großes Potenzial. Gute Ideen und ein städtebaulicher Gesamtplan sind der Schlüssel, so der Architekt und Stadtplaner.

Für Peter Wilson ist die historische italienische Stadt das Ideal einer hochverdichteten und gleichzeitig lebenswerten Stadt. Konträr dazu stehen Paradigmen der Moderne, wie beispielsweise die Vorgaben zur natürlichen Belichtung von Gebäuden. Wie man beides verbinden kann, zeigt der Masterplan und die Bebauung für das Quartier Monteluce in Perugia, Italien - unter anderem mit "sich selbst verdichtenden" Gebäude, die nach oben breiter werden. Auch Peter Wilson erkennt - und fordert - neue Typologien für eine dichte Stadt. In der albanischen Hauptstadt Korca beispielsweise realisierte er einen Aussichtsturm an einem Platz. Peter Wilson nennt das "Akupunktur für Städte"- eine kleine Intervention, die den Charakter der Stadt an dieser Stelle positiv verändert.

Nach so viel anschaulicher Theorie folgte das neu eingeführte Format "Best Practice im Dialog - Entwurf und Detail". In der großen Halle der ACO Akademie wurden neun Referenzprojekte an hohen Stormbrixx-Wänden präsentiert. In 15mintüigem Turnus wurden sie von den jeweiligen Architekten den Besuchern in kleinen Gruppen vorgestellt. So konnte man die Begeisterung von Jan Störmer für die gebogenen ACO Fassadenrinnen seines Hotels Fontenay teilen, mit dem Landschaftsarchitekten Alex Klapka die barrierefreie Außenraumgestaltung der Erweiterung der Uni Kassel diskutieren oder sich von Isabell Klunker, Projektleiterin bei Max Dudler, das erste Gebäude am neuen Stadtteil Schwabinger Tor in München erklären lassen. Weitere Projekte waren: der Watersquare Benthemplein in Rotterdam, das Stihl Produktionsgebäude in Waiblingen von BFK Architekten, die Umnutzung eines Kraftwerks in München durch Stenger2 Architektur, die Aquis Plaza Kaiserplatz Galerie in Aachen der ECE Projektmanagement GmbH, die Tanzenden Türme von Hadi Teheranie und der Neubau der Unternehmenszentrale Gebrüder Heinemann in Hamburg von gmp Architekten.

Im zweiten Teil der Vortragsreihe - inzwischen war man in die historische Thormannhalle umgezogen - knüpfte die Landschaftsarchitektin Anna Lundqvist an die Inhalte des Vormittags an. Ihr geht es vor allem um die Aktivierung von Orten und Gebäuden. Bestes Beispiel ist das geplante Flussbad in der Spree. Der Flussarm, der sich um die Museumsinsel legt, soll durch eine natürliche Filterung mit Pflanzen gereinigt und über eine große Freitreppe zugänglich gemacht werden.

Wie man aus Vorhandenem einen Mehrwert mit urbaner Strahlkraft generieren kann, beweist auch der Wettbewerbsentwurf für die Umgestaltung einer Müllverbrennungsanlage im Zentrum von Kopenhagen. Das massige Gebäude soll als Skihang umgeformt werden. Passend dazu das Credo "Don't waste it, use it", mit dem Anne Lundqvist ihre Herangehensweise an neue Projekte beschreibt.

Abschlussredner war Jürgen Mayer H. Mit seiner Architektur und auch seinen Kunstprojekten thematisiert er die Identität von Orten, Gebäuden aber auch der Menschen. Sie drückt sich unter anderem im Verhältnis von innen und außen, von verdeckt und offen aus. Sinnbild dafür sind für Jürgen Mayer H. die Codierungsmuster auf der Innenseite von Briefumschlägen. Die Bandbreite der gezeigten Projekte reicht von dem Sonnenhof in Leipzig, bei dem ein Stück mittelalterliche Stadtstruktur neu interpretiert wird, bis zu Tank- und Raststätten in Georgien. Bereits realisiert entlang einer noch im Bau befindlichen Transitroute, definieren sie die Identität dieser Orte neu. In Bezug zu dem Thema (Re-)Densification stellen diese Projekte die Frage nach der Form moderner Städte und auch nach dem Ursprung neuer urbaner Strukturen. Oder wie Anna Lundqvist es formulierte: "Es geht darum, einen Übergang in die Zukunft zu schaffen." Wenn Sie so spannend und vielseitig daher kommt, wie an diesem Tag präsentiert, freuen wir uns darauf.

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